Der ossetisch-inguschische bewaffnete Konflikt: Geschichte und Aussichten

view_14632967_1083277575125072_5719341084401711951_n

Dieser zwischennationale Konflikt hat einen politischen Hintergrund. Hinzu kommen Gebietsstreite als Folge der stalinschen Deportation von 1944.

Der Konflikt zwischen den Osseten und den Inguschen ist der erste und einzige politisch gefärbte zwischennationale Konflikt auf dem Territorium der Russischen Föderation. Anfang November 1992 führte er zu bewaffneten Zusammenstößen, zahlreichen Menschenopfern und dem Exodus der Inguschen aus dem Rayon Prigorodny der mit Inguschetien benachbarten nordkaukasischen Autonomie, der Republik Nordossetien-Alanien. Der Konflikt ist bis heute nicht überwunden worden.
Читать далее «Der ossetisch-inguschische bewaffnete Konflikt: Geschichte und Aussichten»

Der Territorialkonflikt zwischen Insuschen und Osseten um den Bezirk Prigorodnv

Arbeit für das Seminar Interkulturelles Konfliktmanagement im europäischen Kontext Beschreiben Sie einen zeitgeschichtlichen Konflikt Ihrer Wahl (zwischenstaatlicher oder gesellschaftlicher Konfl ikt mit kulturellem Hintergrund). Untersuchen Sie seine Ursachen und seine Entwicklung unter Berücksichtigung der Interessen der Konfliktparteien. Skizzieren Sie mögliche Lösungsansätze. Dozentin: Hildegard Rogler-Mochel Fachhochschule München Fachbereich 13 Ztsalzqualifikation Interkulturelle Kommunikation und Kooperation Eingereicht von Gisela Dürselen Wintersemest er 200 5 / 2006

l. Intention dieserArbeit Die vorliegende Arbeit beleuchtet den Territorialkonflikt um den Bezirk Prigorodny, ein nur 65 Quadratkilometer großes Gebiet ohne Bodenschätze in der sowjetisch autonomen Teilrepublik Nordossetien. Die Auseinandersetzung zwischen bewaffrreten inguschischen Kräften und nordossetischen Truppen um das Gebiet eskalierten im Oktober 1992 zu knapp zehn Tage anhaltenden bewaffneten Kämpfen, bei denen mindestens 600 Menschen getötet und 35.000 Inguschen vertrieben wurden. Trotz einer russischen Intervention trnd mehrerer Vermittlungsversuche bleibt die Lage im Prigorod angespannt. Der Konflikt ist auf politischer Ebene ungelöst, und es kommt weiterhin zu sporadischen Anschlägen und Geiselnahmen. Anhand des Beispiels vom Prigorod im Nordkaukasus will die Arbeit darlegen, wie lokale Krisen durch ihre Einbindung in die Konflikte der Region verschärft und in ihrer Lösung behindert werden. Nach einer Verortung der Republiken stellt die Arbeit die Ursachen des Konflikts und die weitere Entwicklung bis zur Gegenwart dar. Die Konfliktanalyse fragt nach Akteuren, Interessen und Bedürfnissen und stellt anschließend die kulturellen Aspekte der Auseinandersetzung dar. Der Punkt 4 beschäftigt sich mit Lösungsansätzen, wobei zunächst das Wirken der Quäker beschrieben wird, die in der Person von Roswitha Jarman seit Anfang der 90er Jahre im Nordkaukasus und insbesondere in Inguschetien Friedensarbeit leisten. Anhand dieses Beispiels wird die eigene Vorstellung von intemationalem Konfliktmanagement und Friedensarbeit vorgestellt. Am Schluss der Arbeit soll geprüft werden, ob und wie die Lösungsvorschläge umgesetzt werden könnten

Читать далее «Der Territorialkonflikt zwischen Insuschen und Osseten um den Bezirk Prigorodnv»

Das Volk der Inguschen: Geschichte und Leidensweg

rtemagicc_rf-kaukasus_nord-map-thewe-ccDie Inguschen sind eins der vielen Völker, die im nördlichen Kaukasus leben. Nach sowjetischer Volkszählung von 1989 gehören 237 438 Menschen diesem Bergvolk an (1937 waren es noch 436 076). Sie sind Muslime und ethnisch, sprachlich und kulturell eng mit den Tschetschenen verwandt. Ihr traditionelles Siedlungsgebiet befindet sich zwischen dem der stets moskautreuen Osseten auf der einen Seite und dem der rebellischen Tschetschenen auf der anderen. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts besiedelten sie die menschenleere Anguscht-Ebene zwischen den Flüssen Sunschi und Terek. 1769 erhielten sie auf eigenen Wunsch die russische Staatsbürgerschaft, um so der Unterdrückung durch die Bergstämme der aksajer Kumyken und der Kabardiner zu entkommen. Ab 1830 wurde ein Teil der Inguschen von der ossetischen orthodoxen Mission zwangschristianisiert.

Ende 1994 entdeckte Dr. Michail Roschtschin, Wissenschaftler am Moskauer Institut für Ostkunde der russischen Akademie der Wissenschaften, während seiner Nachforschungen über die Geschichte der Inguschen im Russischen Archiv für Militärgeschichte ein Dokument vom 15.7.1842 «Bericht des Verteidigungsministers über den Wunsch der Inguschen-Gemeinde in Narsan, zum Islam zurückzukehren». Daraus ist erkennbar, daß die russische Militäradministration diesen Wunsch der Inguschen unterstützte, was allerdings starken Widerstand des orthodoxen Klerus hervorrief. Die Zarenantwort war: Die Rückkehr der Inguschen zum Islam ist zu verbieten; ihre Zwangschristianisierung sei einzustellen und nicht mehr zugelassen.

Der Beginn des zaristischen Eroberungskrieges im Kaukasus hatte wegen des erbitterten Widerstands der Tschetschenen die Verhängung des Ausnahmezustandes, die Einrichtung von russischen Kosakensiedlungen in Inguschetien und Tschetschenien und die erste Zwangsumsiedlung eines Teils der Inguschen zur Folge. So entstanden 1847 die Kosakensiedlungen Assinowskaja und Wosnesenskaja dort, wo Gadschiren-Jurt bzw. Mahomed-Chite waren, 1859 Sunschenskaja, Tarskaja und Karabulakskaja, wo Achki-Jurt, Anguschta und Ildir-Gala waren, 1860 Feldmarschalskaja, wo Alchaste war, und 1861 Woronzowo-Daschkowskaja und Nesterowskaja, wo Tausen-Jurt bzw. Ach-Borse waren. 1905 ließ die Zarenregierung im Tersker Gebiet den Nasrano-Inguschetischen Kreis einrichten, um die Beziehungen zwischen den zwangsumgesiedelten Inguschen und den Neuansiedlern, den Kosaken, zu entspannen. Das war auch ein Zeichen dafür, daß die Zarenregierung, für die die Inguschen gleich Tschetschenen waren, allmählich begriff, daß es sich hier um ein eigenständiges Volk handelte.

Am 7. Juli 1924 wurde von der sowjetischen Regierung die kurz nach der Oktoberrevolution von 1917 eingerichtete multinationale kaukasische Bergrepublik aufgehoben. Gleich darauf rief sie ein autonomes Gebiet Inguschetien und ein autonomes Gebiet Nord-Ossetien aus. Wladikawkas, die Hauptstadt der aufgelösten Bergrepublik, gehörte als eigenständige autonome Einheit der Russischen SFSR an. In dem rechts des Terek-Flusses gelegenen Stadtteil von Wladikawkas wurde die Administration des Inguschetien-Gebiets eingerichtet, in dem links gelegenen — die von Nord-Ossetien.

1924 und 1928 unternahmen die benachbarten Osseten erneut mehrere Versuche, den Inguschen dieses Gebiet zu entziehen, allerdings ohne Erfolg. 1934 rief Stalin die Gründung der Tschetscheno-Inguschetischen Autonomen Republik mit Grosnyj als Hauptstadt aus. Wladikawkas (damals: Ordschonikidse) wurde zur Hauptstadt Nord-Ossetiens erklärt. Trotzdem betrachten die Inguschen nach wie vor Wladikawkas als ihr Stammgebiet. Sie berufen sich dabei auf den Vertrag von 1810, den Rußland mit den Inguschen (und nicht mit den Osseten) über die Bewachung der Festung Wladikawkas abgeschlossen hatte.

Am 7.3.1944 erklärte Stalin in seinem Dekret «Liquidierung der Tschetscheno-Inguschetischen ASSR» die Inguschen und die Tschetschenen (genauso wie viele andere kleinen Völker) zum «inneren Feind» und ließ sie nach Mittelasien und Sibirien deportieren. Dreitausend Osseten ließen sich mobilisieren, um bei der Deportation der Inguschen behilflich zu sein («Iswestija», 26.1.1994). Die so 39 freigewordenen inguschetischen Ortschaften wurden mit Osseten und Russen besiedelt.

«Streng geheim
An den Volkskommissar für Staatssicherheit, L.P. Beria
Berichte hiermit, dass mit der Umsiedlung der Tschetschenen und Inguschen am 23.02.1944 um 5.00 Uhr begonnen wurde. Es wurden dafür insgesamt 189 Züge mit je 65 Waggons für 493 269 Menschen bereitgestellt. Im Durchschnitt kamen pro Zug 2740 Personen. Die Züge befanden sich 9 bis 23 Tage, d.h. im Durchschnitt 16 Tage, auf dem Weg. Unterwegs wurden 56 Kinder geboren, 285 Menschen mussten in Krankenanstalten eingewiesen werden, 1272 verstarben.
Leiter der Konvoi-Armee des NKWD der UdSSR, Generalmajor Botschkow»

Im gleichen Jahr wurde der Großteil der historischen Siedlungsgebiete der Inguschen der Nord-Ossetischen Autonomen Sowjetrepublik zugeschlagen.

«An das Staatliche Verteidigungskomitee, Genosse I.W. Stalin
Den 26.2.1944. Infolge der Aussiedlung der Tschetschenen und Inguschen werden an die Nord-Ossetische ASSR angeschlossen: die Kreise Atschlukskij, Nasranowskij, Pse-dachskij, der Kreis Prigorodnyj mit Ausnahme seines südlichen bergigen Teils sowie ein Teil des Sunschenskij Kreises. … L. Beria»

Auf Drängen des nord-ossetischen KP-Volkskommissariats und des KP-Gebietskomitees erhielt Nord-Ossetien auch den gewünschten Krupskij Kreis, der zu Kabardino-Balkarien gehörte (das Volk der Kabardiner wurde ebenfalls deportiert), und die Stadt Mosdok samt Umgebung. «Dank der unablässigen Sorge der bolschewistischen Partei und des Genossen Stalin persönlich hat sich unsere Republik um 50% vergrößert», so der Erste Sekretär des KP-Gebietskomitees Nord-Ossetiens, I.D. Kulow.

Tausende Inguschen kamen in der Verbannung in Kasachstan, Kirgisien und Sibirien ums Leben. Das Dekret des Obersten Sowjets der UdSSR vom 16.7.1956 verordnete zwar die Aufhebung der Kommandanturaufsicht des NKWD-Geheimdienstes (KGB) über die Inguschen in ihren Deportationsgebieten, das Verbot auf Rückkehr in ihre Heimat blieb aufrecht erhalten. Die heimatverbundenen Inguschen (wie auch die Tschetschenen) hielten sich nicht daran.

Am 1.4.1957 forderte der sowjetische KGB-Chef I. Serow in seinem mit «Streng geheim» versehenen Schreiben an das ZK der KPdSU, unverzüglich Maßnahmen gegen die Rückkehr der Inguschen in ihre jetzt zu Nord-Ossetien zugeschlagenen Gebiete einzuleiten, um «die Gründe für Entstehung einer ungesunder Situation in der Nord-Ossetischen ASSR zu beseitigen». Und das, obwohl er wußte, daß bereits am 9.1.1957 zwei Verordnungen mit dem gleichen Titel «Herstellung der Tschetscheno-Inguschetischen ASSR» verabschiedet worden waren: eine vom Obersten Sowjet der UdSSR und eine vom Obersten Sowjet der Russischen SFSR. Der einzige Unterschied im Text war, daß die zweite Verordnung in der Aufzählung den Kreis Prigorodnyj nicht erwähnte. Er war auch nicht in der Verfassung Nordossetiens als ihr Bestandteil enthalten, wohl aber in der Verfassung der Tschetscheno-Inguschetischen ASSR. Erst nach 1978 hat Nord-Ossetien diesen Kreis in die Verfassung eingetragen, wobei es sich auf Stalins Deportations-Erlass von 1944 berief.

Читать далее «Das Volk der Inguschen: Geschichte und Leidensweg»

An Appeal of the Ingush Community to All the People of Good Will, Journalists, Human Rights Activists, Public Figures and Politicians

view_14632967_1083277575125072_5719341084401711951_n

This year, the 30th of October marks the 24th anniversary of the Black Autumn of 1992, the grievous tragedy of the Ingush people.

On that day a total ethnic cleansing of Ingush nationals living in the Prigorodny district of South Ossetia started. 70.000 people were forced to flee their homes, 1.500 were killed, and in 175 cases their whereabouts are still unknown. These are the sad results of those days. Officially, it is the Ossetian-Ingush conflict. In fact, it is a genocide. Regular troops of the Russian Army, local Republican Guards enforced with  heavy vehicles, forces of the Ministry of Interior, and North Ossetian militiamen, as well as “South” Ossetian paramilitaries who arrived from abroad, namely from Georgia. It was a genocide, i.e. mass murder of people of certain ethnic origin, and deliberate arrangements designed for physical destruction and irreversible expulsion of Ighushs from the territory of their permanent residence.

Читать далее «An Appeal of the Ingush Community to All the People of Good Will, Journalists, Human Rights Activists, Public Figures and Politicians»